Sude Akyüz überzeugt die Jury

Sude Akyüz hat den Schulentscheid beim Vorlesewettbewerb gewonnen (Foto: Michael Kapp)
Sude Akyüz hat den Schulentscheid beim Vorlesewettbewerb gewonnen (Foto: Michael Kapp)

In der Raunheimer Anne-Frank-Schule stehen die Gewinner des Vorlesewettbewerbs fest / Corona wirbelt Programm durcheinander

Bevor der Präsenzunterricht wegen des zweiten Lockdowns ausgesetzt wurde, sind in der Anne-Frank-Schule die Gewinner des Vorlesewettbewerbs ermittelt worden. Gewinnerin ist Sude Akyüz, die die Jury mit ihrer Vorlesekunst für sich begeistern konnte. Eigentlich hätte der von den Schülern herbeigesehnte Schulentscheid just zu Beginn des zweiten Lockdowns stattfinden sollen. „Da der Präsenzunterricht ab diesem Tag ausgesetzt ist, haben wir die Veranstaltung kurzerhand vorgezogen, auch weil niemand weiß, wie es nach den Ferien weitergeht“, sagte Schulleiterin Petra Boulannouar-Harnischfeger. Obwohl mehr oder weniger „über das Knie gebrochen“, ließen sich die zehn Teilnehmer davon nicht beeindrucken, sondern überzeugten in der anheimelnden Atmosphäre der Mediathek mit guten Vorleseleistungen.

Wie es der seit vielen Jahren organisierte Wettbewerb vorsieht, haben die Schüler jeweils aus einem Buch ihrer Wahl vorzulesen. In einer zweiten Runde musste ein unbekannter Text vorgestellt werden: diesmal aus dem Buch „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“. Die Jury, zusammengesetzt aus der Deutschlehrerin Katharina Kohl, Schulleiterin Petra Boulannouar, der Leiterin der Ganztagsbetreuung, Larissa Sicks, sowie Merlin Schöttl, der im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes die Bibliothek betreut, beurteilte Lesetechnik, Interpretation und, allerdings nur bei dem selbst gewählten Buch, die Textstellenauswahl.

„Für die sechsten Klassen ist der Vorlesewettbewerb eine ziemlich große Sache, auf den sich die Kinder wochenlang vorbereiten“, sagte Lehrerin Kohl. Diese seien auch „ziemlich stolz“ darauf, wenn sie es bis zum Schulentscheid schaffen. „Gerade in Klasse sechs ist das immer ein schönes Highlight“. Dass teilweise Mund-Nase-Schutz getragen wurde, stellte nach Einschätzung der Lehrerin zwar eine zusätzliche Herausforderung dar, sei aber von den Kindern, die ihre Stimmen deshalb etwas erheben mussten, gut gemeistert worden.

Dennoch hat die Corona-Pandemie auch an der Anne-Frank-Schule dafür gesorgt, dass das, was üblicherweise neben dem Regelunterricht sonst noch läuft, nicht stattfinden konnte oder durfte. „Leider musste in diesem Jahr auf alles verzichtet werden, was Schule als sozialen Ort und Bildungseinrichtung richtig gut macht“, bedauerte die Schulleiterin und verwies auf ungezählte Veranstaltungsformen, die den Unterricht an der Gesamtschule üblicherweise begleiten. „Das ist in diesem Jahr alles abgesagt worden“. Das Einzige, was noch außerhalb des Fachunterrichts genutzt werden konnte, sei der benachbarte Wald gewesen, der in der gegenwärtigen Situation als Lernort sehr gut genutzt wurde.

Man habe sich stattdessen in diesem Jahr „extrem“ auf Fachunterricht stürzen müssen - und selbst der, sagt die Schulleiterin, habe gelitten, weil viel ausgefallen sei. Was sie in der gesamten Corona-Debatte vermisst habe, sei, dass die Schüler bisher darin kein Gehör fanden. Zwar habe die von den Lehrern geleistete Beziehungsarbeit dazu beitragen können, dass es in der Gesamtschule noch eine „relativ gut Atmosphäre“ gebe, dennoch seien viele „seelsorgerische Gespräche“ erforderlich gewesen, damit das auch so bleibe. Auch für die Kinder, sagt die Schulleiterin, stelle sich die gegenwärtige Situation als „unerträglicher Stress“ heraus. Sie mache sich deshalb auch die allergrößten Sorgen um deren Seelenheil während der Ferien.

Erschienen am 17.12.2020 in der Main-Spitze
Autor: Michael Kapp

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