Eintauchen in die Gefühlswelt Anne Franks

Eintauchen in die Gefühlswelt Anne Franks
Johannes Föttinger (links) und Claudia Fenn (rotes Kleid) vom „Wiener Forum-Theater" stellen mit Schülern Szenen aus dem Tagebuch von Anne Frank nach. (Foto: Michael Kapp)

Den Gedenktag des Mädchens begeht die gleichnamige Raunheimer Schule mit einem Theaterworkshop

Sechs Millionen Juden haben in Deutschland während des Nationalsozialismus ihr Leben verloren. Hätte das jüdische Mädchen Anne Frank überlebt, hätte sie am 12. Juni ihren 90. Geburtstag gefeiert.

In der Anne-Frank-Gesamtschule haben die Schüler nun ihrer Namenspatronin, die im Februar 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen umgebracht wurde, mit einem Theaterworkshop gedacht. „Wenn die Schüler gewusst hätten, dass sie selbst mitspielen sollen, hätten sie vielleicht eine andere Form des Gedenkens gewählt“, sagte Schulleiterin Petra Boulannouar.

Zentrale Tagebuch-Passagen werden diskutiert
Auf Initiative der Schülergruppe „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ war am Mittwoch das „Wiener Forum-Theater“ in der Schule zu Gast. Die Frank-Schüler sollten in die Rollen der in Anne Franks Tagebuch vorkommenden Personen schlüpfen und sich so mit den Themen Nationalsozialismus und Holocaust auseinandersetzen. Im weitesten Sinn ging es dabei auch um Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung, deren Bekämpfung sich die Anne-Frank-Schule seit der Verleihung der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ verschrieben hat.

Claudia Fenn und Johannes Föttinger vom „Wiener Forum-Theater“ hatten zentrale Passagen aus dem Tagebuch des Mädchens ausgesucht, um deren besondere Situation deutlich zu machen. Dazu tauschten sie sich mit Fünftklässlern in der Aula aus. Fenn und Föttinger thematisierten Judenhass, die mit Stereotypen arbeitende Rassenlehre und die daraus resultierende und von den Nazis propagierte Herrenrasse.

„Auch wenn sich die Schüler für die Zeit an sich nicht so interessieren, lassen sie sich vom Tagebuch der Anne Frank gefangen nehmen“, stellt Föttinger seit Jahren bei den Workshops fest. Als sich Anne Frank mit ihrer Familie in dem Hinterhaus in der Amsterdamer Prinzengracht vor den Nazis verstecken musste, war sie in etwa in dem Alter der Schüler, die am Workshop teilnahmen.

Schulleiterin Boulannouar ist froh, dass die von ihr geleitete Schule den Namen von Anne Frank trägt. Damit ließen sich die Ereignisse dieser Zeit sehr viel besser vermitteln, als die üblicherweise im Gedenken an Widerstandskämpfer oder Gegner des Naziregimes gewidmeten Schulen. Das Lehrprogramm der Gesamtschule sieht ab dem fünften Schuljahr die Beschäftigung mit dem Tagebuch von Anne Frank vor. In höheren Schulklassen steht das Thema Nationalsozialismus auf dem Stundenplan. Im neunten Schuljahr besuchen die Schüler ein Konzentrationslager und im zehnten geht es nach Berlin, um die historischen Ereignisse zwischen der Machtergreifung im Jahr 1933 und dem Ende der Nazizeit 1945 aufzuarbeiten.

Die Beschäftigung, in der von ihr geleiteten Arbeitsgruppe trage ihren Teil dazu bei, dass Fremdenfeindlichkeit unter den Schülern, zeitweilige Auseinandersetzungen türkisch- und kurdischstämmiger Schülern ausgenommen, kein Thema an der Anne-Frank-Schule seien.

Erschienen am 13.06.2019 in der Main-Spitze
Auor und Foto: Michael Kapp

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