Digitales Lernen will gelernt sein

Beim pädagogischen Tag der Raunheimer Anne-Frank-Schule steht das Thema Online-Unterricht im Mittelpunkt

Die fünften und sechsten Klassen, hier die Klasse 6.2 von Mohammed Ghazi beim Lerntag, sind seit Montag im Wechselunterricht an der Anne-Frank-Schule. Die übrigen Klassenkameraden arbeiten online von zu Hause aus. (Foto: Michael Kapp)
Die fünften und sechsten Klassen, hier die Klasse 6.2 von Mohammed Ghazi beim Lerntag, sind seit Montag im Wechselunterricht an der Anne-Frank-Schule. Die übrigen Klassenkameraden arbeiten online von zu Hause aus. (Foto: Michael Kapp)

Nachdem sich die Schulen mit Beginn der Corona-Pandemie gezwungen sahen, den Präsenzunterricht auszusetzen, rückte das Thema Online-Unterricht nun noch einmal bei einem pädagogischen Tag in den Mittelpunkt des Interesses. Petra Boulannouar-Harnischfeger, Leiterin der Anne-Frank-Schule, spricht von rund 60 Teilnehmern (Lehrer, pädagogisches Personal, Eltern), die sich dazu zu Hause vor ihren Geräten eingefunden hatten. „Das hat gut funktioniert, es gab auch keine technischen Probleme, bei den vielen Leuten“.

„Wir haben alle gemerkt, dass ein Online-Unterricht ganz anders vorbereitet werden muss als ein analoger Unterricht“, sagt Boulannouar-Harnischfeger. Für einen 60-minütigen Unterricht brauche es ungefähr 90 Minuten, um Inhalte online vorzubereiten. Da habe man es sich diesmal einfach gewünscht, von Fachleuten „mehr Input“ zu kriegen. Fragen, die im Rahmen des pädagogischen Tages auch in Workshops behandelt wurden, seien unter anderem gewesen, wie etwa die Online-Kommunikation mit den Schülern auszusehen habe, „damit die nicht einschlafen und das so ein zähes Unternehmen wird“. Dazu sei auch erforderlich gewesen, sich mit der Technik „sicher zu fühlen“. Gezeigt bekamen die Teilnehmer unter anderem, wie eine motivierende Gesprächsführung auszusehen hat, wie das digitale Klassenbuch zu führen ist oder wie Lernvideos eingebaut werden können.

In der Anne-Frank-Schule kommt dazu eine Lernplattform über „Teams“ zur Anwendung. Andere Systeme hätten nicht gleichzeitig die Möglichkeit gehabt, Unterrichtsmaterialien „hochzuladen“. Damit auch die Schüler profitieren können, sorgte die Schule dafür, dass jedes Kind einen Zugang bekommt. Würde man mit dem Landesprogramm oder anderen Programmen arbeiten, sagt Boulannouar-Harnischfeger, bräuchte es für jeden Schüler zwei oder gar mehrere Zugänge.

Da die Gesamtschule im Rahmen der Diskussion um die Ausstattung der Grundschulen mit digitalen Medien in den „Digitalpakt“ hineingelangte, wurde die Einrichtung inzwischen komplett mit WLAN ausgestattet. Die Lehrer Mohammed Ghazi und Harun Akkaya sollen sich dafür eingesetzt haben, dass die Schüler mit Endgeräten versorgt sind. „Die waren sogar zu Hause und haben das installiert“, freut sich die Schulleiterin über das Engagement. „Im Prinzip haben wir da unheimlich viel mit vereinten Kräften getan, dass die Schüler nun richtig gut im Fernunterricht versorgt werden können“. Seit Weihnachten haben alle Kinder in der Gesamtschule einen Online-Stundenplan. „Jetzt sind wir erst einmal froh, dass die fünften und sechsten Klassen seit Wochenbeginn im Wechselunterricht sind“, sagt die Schulleiterin.

Bedauert wird, dass es sich für die älteren Jahrgänge noch hinziehe. Diese sollen durch die gegenwärtige Situation sehr belastet sein. Zum Glück sei die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, insbesondere auch durch den Lerntag, so tragfähig, dass auch „so eine Zeit“ überbrückt werden könne. Zwar fänden es die Schüler „cool“, in Jogginghose am Online-Unterricht teilnehmen zu können, doch auf Dauer, weiß die Schulleiterin, würde man sich lieber wieder mit den Klassenkameraden in der Schule treffen. Trotz einer hohen Internetaffinität in diesen Jahrgängen, hätten die schon gemerkt, dass von acht Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags vor dem Bildschirm sitzen, auch nicht „ihr Leben ausmacht“. Von Seiten der Lehrerschaft, versichert Boulannouar-Harnischfeger, werde der Online-Unterricht als spannende und positive Herausforderung gesehen. Außer sie selbst, sagt die Schulleiterin lachend, habe damit keiner Probleme.

Erschienen am 25.02.2021 in der Main-Spitze
Autor: Michael Kapp

Zurück